KI in der Hautanalyse

KI in der Hautanalyse

Künstliche Intelligenz erkennt in der Hautanalyse Tendenzen und Muster, die dem bloßen Auge entgehen. Die haptische Befundung und eine abschließende und kritische Beurteilung ersetzt sie jedoch nicht. In der Kombination aus Messwerten und Erfahrung kann ein starkes Duo entstehen – für einen Einsatz in der Dermatologie und der professionellen Kosmetik. Lesezeit für diesen Beitrag: etwa 4 Minuten.

So funktioniert es in der Praxis

KI-gestützte Systeme erfassen die unterschiedlichsten Parameter und werten diese aus. Zum Beispiel die Porenstruktur, Rötungen, den Faltenverlauf, die Tiefe von Falten oder diverse UV-Spots. Und sie generieren je nach Gerät hochauflösende Bilder (RGB-, UV- und NIR-Aufnahmen). Damit diese Daten wirklich eine fundierte Hautanalyse stützen und im Verlauf dokumentieren können, sind Faktoren wie eine jederzeit identische Beleuchtung, die Distanz, konstante Blickwinkel entscheidend. Dies sind Grundvoraussetzungen für die Vergleichbarkeit von Messreihen. Ist das gegeben, dann kann eine KI reproduzierbare Scores und Zeitverläufe liefern. Dies kann hilfreich sein, in der Beratung, der Dokumentation und im Erwartungsmanagement (Vorher- und Nachher-Bilder präsentieren). Ein Beispiel sind Systeme wie VISIA, die häufig in ästhetisch-medizinischen Praxen eingesetzt werden, auch im Rahmen der kosmetischen Beratung.

Was wird gemessen?

Viele Systeme arbeiten mit RGB, UV und teils NIR:

  • RGB entspricht dem normalen Farbfoto (Rot-Grün-Blau). Gut geeignet für das Beurteilen von Poren, Falten, Hautfarbe und Rötungen.
  • UV (ultraviolettes Licht) macht UV-Schäden und Pigmentierungen sichtbar, die sich bei normaler Beleuchtung schwer erkennen lassen.
  • NIR (nahes Infrarot) dringt etwas tiefer in die Haut ein. Gefäße und Strukturveränderungen können besser und oft schon früh dargestellt werden.
  • Häufig kommt die sogenannte Kreuzpolarisation zum Einsatz: Ein Filter, der Spiegelungen ausblendet und Rötungen und Gefäße deutlicher zeigt.

Eine ergänzende Software erfasst und bewertet diese Merkmale. Das Ergebnis wird anschließend in Scores (z. B. 0–100) und Trends (Zeitverlauf) abgebildet. Gute Systeme ordnen Fotos automatisch einem “Fall” zu, sie speichern Metadaten (Licht, Distanz, Ansicht) und warnen bei Ausreißern (z. B. veränderte Pose).

Je nach System lassen sich Scores mit Maßnahmen verknüpfen. Beispielsweise: Was wurde wann gemacht, womit, in welchem Intervall? Berichte mit Bildpaaren und (wo vorhanden) 3D-Darstellungen sind in wenigen Klicks erstellt. Sinnvoll in Sachen Datenschutz: eine Pseudonymisierung und automatisch unkenntlich gemachte Gesichtsteile. Praktisch sind bei neueren Geräten eine Diktierfunktion für Notizen sowie Schnittstellen zu Kalender/CRM für Follow-ups.

KI-Innovationen einfach erklärt

3D-Rekonstruktion: Die Software berechnet auf Basis mehrerer Aufnahmen so etwas wie ein Höhenprofil der Haut. Im Gegensatz zur flächigen Profilen lassen sich Faltenvolumen oder Konturänderungen zuverlässiger messen und darstellen. Einige Systeme simulieren die Hautalterung im Verlauf, zum Beispiel über 5 oder 10 Jahre. Ergänzend zur Hautalterung können auch potenzielle ästhetische Behandlungen oder operative Eingriffe in die Berechnung einfließen. Solche Simulationen sind im Rahmen von Gesichts- und Körperbehandlungen möglich.

Smartphone & „Edge-AI“: Einige Modelle werten Handy-Fotos direkt auf dem Gerät aus (ohne Cloud). Das ist schnell und damit recht nutzerfreundlich. Beispiel: “Pickel-Zählung” oder Verlaufskontrolle zwischen zwei Terminen.

Beratung auf dem Tablet: Apps erstellen Bilder, zeigen Vorher-Nachher-Simulationen, sie erstellen Diagramme und kurze Erklärtexte. Die Beratungsqualität solcher Apps ist eingeschränkt und dient in erster Linie der Kundenbetreuung auch über Distanzen.

Wie Sie KI in die Praxis integrieren können

Für eine kosmetische Hautanalyse sollte die Haut im besten Fall ungeschminkt sein. Beurteilen Sie zunächst per Blick-Analyse. Erst dann folgen standardisierte Fotos. Die anschließende KI-Auswertung kann die Grundlage für das Beratungsgespräch und weitere Beurteilungen im Zeitverlauf sein. Wiederholen Sie hierfür die Analyse nach zwei bis drei Monaten unter ähnlichen Bedingungen. Hinweis: Exakt gleiche Bedingungen sind in einem Institut oder auch einer Praxis nicht möglich.

Die Kosten

Gute Hautanalysegeräte mit belastbaren Ergebnissen auf der Basis künstlicher Intelligenz liegen im mittleren bis oberen vierstelligen Bereich und darüber hinaus. Sie sind damit am ehesten für medizinisch-ästhetische Praxen und weniger für reine Kosmetikpraxen erschwinglich und auch wirtschaftlich sinnvoll.

Auf den Datenschutz achten

Bei Gesichts- und Körperbildern handelt es sich um sensible personenbezogene Daten. Notwendig sind daher zur Erstellung und Speicherung: die informierte Einwilligung, der klare Zweck („kosmetische Beratung“, keine Diagnosen), die Speicherdauer, der Widerruf, das Löschkonzept. Der EU-AI-Act (seit 1. August 2024 in Kraft) verlangt mehr Transparenz und Dokumentation. Das gilt auch für die rein kosmetische Nutzung solcher Daten.

Das Gespräch bleibt wichtig

Bei allen Möglichkeiten: Messen ist nicht gleich Beurteilen. Auch ein modernes Hautanalysesystem fühlt keine Textur, es kann Spannungsgefühle nur sehr marginal wahrnehmen und emotionale Einflüsse und den Lebensstil praktisch gar nicht. Es kennt weder Schlafrhythmen, noch Zyklen und den Einfluss von Medikamenten nur bedingt. Diese Informationen liefert das persönliche Gespräch.

Fazit: Das Ergebnis einer KI-Analyse ist nur so gut wie die Bedingungen

Wichtig für aussagekräftige Ergebnisse sind die immer gleiche Beleuchtung, ein festgelegter Abstand (diese gibt der Gerätetyp vor), möglichst vergleichbare Temperatur und Luftfeuchtigkeit und die immer selben Perspektiven. Außerdem gilt: Garbage in, garbage out – schlechte Selfies oder wechselnde Lichtverhältnisse ruinieren die Aussagekraft. Berücksichtigen Sie außerdem: Manche Modelle wurden mit unausgewogenen Datensätzen trainiert. Bei sehr hellen oder sehr dunklen Hauttönen sind somit Fehlbewertungen möglich. Bewerten Sie die Ergebnisse von KI-Analysen grundsätzlich kritisch und gleichen Sie diese, wenn möglich, mit dem eigenen fachlichen Befund ab. Laut derzeitiger Empfehlungen med. Fachausschüsse und der Hersteller med. Analysegeräte gilt: bei Unsicherheit sollten Blick- und Tastsinn höher gewichtet werden.

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