Mit Kopfschmerzen, Nacken- und Schulterverspannungen haben viele zu kämpfen – kein Wunder, dass diese auf unseren Aroma-Seminaren jedes Mal Thema sind. Die Teilnehmer der Junischulung kamen alle aus der Apotheke. Ätherische Öle sind auch hier gefragt, immer mehr Kunden suchen fachkundige Beratung. Am meisten nachgefragt: natürliche Mittel gegen Kopfschmerzen. Eine Teilnehmerin bietet in ihrer Apotheke Akupressur mit ätherischen Ölen an – die Behandlungen sind so begehrt, sie ist über Monate ausgebucht.
Wellness, Schmerzlinderung und Wohlfühlen mit (fast) allen Sinnen sind hier sicher die Erfolgsgaranten. Akupressur und ätherische Öle werden auch in Naturheilpraxen kombiniert. Als Verknüpfung der Traditionellen Chinesischen Medizin mit der Aromatherapie.
Die Aroma-Akupressur funktioniert auch in der Selbstbehandlung. Ein paar schnelle Druckpunkte und Aromatipps liefert dieser Beitrag. Natürlich ohne Gewähr und Heilversprechen – aber in jedem Fall mit einem Wohlfühl-Plus.
Akupressur: vom Energiefluss zur Heilung
Den Ursprung der Akupressur und der Akupunktur vermuten die meisten wohl im asiatischen Raum. Schließlich werden die Akupunkturpunkte aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) bis heute in der Medizin genutzt. Auch in unserer evidenzbasierten Medizin und das sogar als Kassenleistung. Tatsächlich kannten aber auch schon die Inka die Verbindung von äußeren Druckpunkten mit dem gesamten Organsystem.
Historische Aufzeichnungen zeigen eindrucksvolle Parallelen zu den chinesischen Akupunkturpunkten. Und sie belegen noch etwas: Schon die Inkas kannten Probleme mit Asthma, sie litten an Rückenschmerzen, an Kopfschmerzen und sogar an Depressionen. Kopfschmerzen, die als Folge von Muskelanspannungen im Schulter- und Nackenbereich auftraten, wurden mit Aromaessenzen im Bereich der Akupressurpunkte behandelt. Nicht der Druck, der auf einen Energiepunkt ausgeübt wurde, war hierbei entscheidend, sondern die aktivierende Wirkung der Aromaessenzen.
In China wurde die Akupressur bereits vor über 2000 Jahren beschrieben – die Akupunktur ist noch älter.
Bei der klassischen Akupressur wird mit den Fingerkuppen Druck auf bestimmte Hautstellen ausgeübt. Diese können auf Druck leicht schmerzen. Das ist normal und ein Hinweis darauf, dass der richtige Punkt getroffen wurde. Viele Punkte massieren wir schon intuitiv. Beispielsweise die Schläfen, bei Kopfschmerzen oder bestimmte Vertiefungen im Nacken, wenn wir verspannt sind. Nach der Chinesischen Medizin ist das eine unbewusste Reaktion, um Energieblockaden zu lösen.
Die Lebensenergie Qi soll auf 12 Leitbahnen (Meridiane) durch den gesamten Körper fließen. Ein geeigneter Punkt könnte also auch ganz woanders im Bereich des Meridians liegen, an der Hand, am Fuß oder im Bereich des Ohrläppchens. Jeder Meridian ist einem bestimmten Organsystem, einer Funktion oder einer Lebenssituation zugeordnet.
In der TCM ist das Ohr ein Mikrokosmos des Körpers. Hier findet sich für jedes Organ ein zugehöriger Punkt. Die Ohrläppchen sind dem Kopfbereich zugeordnet. Bei Kopfschmerzen kann es also helfen, das Ohrläppchen zwischen Daumen und Zeigefinger zu massieren.
Die schnelle Hilfe zwischendurch
Die Druckpunktmassage hat gegenüber der Akupunktur einen großen Vorteil: Die Punkte können zuhause oder zwischendurch im Büro selbst behandelt werden. Sie ist also ideal dafür geeignet, Migräne oder Spannungskopfschmerzen spontan zu lindern. Das Gleiche gilt für Nackenschmerzen. Hier ist allerdings eine helfende Hand von Vorteil und natürlich noch entspannender.
361 energetische Punkte
Je nach Beschwerdebild, Ursache und Ausprägung gibt zahlreiche Akupressurpunkte. In der TCM können über 361 äußere Punkte die Meridiane beeinflussen. Wie stark Druck ausgeübt wird, ist unterschiedlich – in der Selbstbehandlung entscheidet das persönliche Empfinden.
In der Aroma-Akupressur werden Druckpunkte und ätherische Öle verknüpft. Um noch einen weiteren Sinn zu stimulieren – unseren Geruchssinn. Die passenden Düfte können die Wirkung verstärken, denn auch sie haben direkte Effekte auf den Körper und die Psyche.
Aroma-Akupressur: Kombination der Sinne
Ätherische Öle werden in der Aromatherapie eingesetzt, um Beschwerden zu lindern und das Wohlbefinden zu stärken. Der Geruchssinn ist unser ursprünglichster und ehrlichster Sinn. Die Informationsverarbeitung eines Geruchs vom Gehirn passiert direkt und vom Bewusstsein unbeeinflusst. Allein ein Geruch kann körperliche Prozesse verändern. Eine (Super)kraft, mit der sich Mensch und Tier in einer Welt voller chemischer Reize orientieren und überleben. Die Aromatherapie ist längst mehr als eine reine Erfahrungsheilkunde, die Wirkung von Düften auf den Organismus ist heute wissenschaftlich belegt.
Die Auswahl des passenden Öls erfolgt oft anhand von Aromaprofilen aus der Pflanzenheilkunde – und nach dem persönlichen Duftempfinden. Ideal ist eine kleine Auswahl an Ölen für die Hausapotheke. In unterschiedlichen Duftrichtungen, um so verschiedene Duftrezeptoren anzusprechen. Zum Beispiel blumig, fruchtig, erdig oder würzig.
Für die Druckpunktmassage genügt ein Tropfen des passenden Öls oder einer Ölmischung. Gemischt mit einem Trägeröl, zum Beispiel einem Mandelöl, lösen sie dann in der Regel keine Hautreizungen aus. Die Pfefferminze und Rosenöl gehören zu den hautverträglicheren ätherischen Ölen, sie können auch pur aufgetragen werden.
Auch diese Punkte eignen sich für die Selbstbehandlung zwischendurch. Optimal für beginnende Spannungskopfschmerzen:
Am inneren Ansatz der Brauen die kleinen Vertiefungen ertasten und für circa eine Minute leicht andrücken.
Nach einigen Minuten und nach Bedarf wiederholen.
In der Mitte des zweiten Mittelhandknochens seitlich in der Vertiefung massieren.
Perfekt für zwischendurch im Büro.
Das Aroma gegen Kopfschmerzen
Pfefferminze gehört neben dem Lavendelöl zu den bestuntersuchten ätherischen Ölen. Es existieren auch mehrere klinische und pharmakologische Studien, die ihre Wirksamkeit in verschiedenen Bereichen belegen. So sind beide Öle entzündungshemmend und schmerzreduzierend. Pfefferminzöl wurde auf seine Wirksamkeit bei Kopfschmerzen intensiv untersucht, die Ergebnisse zeigten eine vergleichbare Wirkung mit Paracetamol oder Acetylsalicylsäure (ASS).
Hierzu allerdings ein paar Anmerkungen: Ätherische Öle sind schwer vergleichbar. Die Konzentration und Qualität der Wirkstoffe sind je nach Ernte, Anbaugebiet und Herstellungsprozess unterschiedlich. Und auch hier spielt natürlich das subjektive Empfinden eine Rolle. Wird Pfefferminzduft abgelehnt, kann er sogar eine gegenteilige Wirkung haben und Anspannungen erst verstärken.
Pfefferminzöl und Orangenöl (je ein Tropfen) sind beliebte Ölmischung bei Kopfschmerzen aller Art.
Mein Geheimtipp ist das Benzoeöl (Inhaltstoffe u.a. Vanillin, Benzoesäure)l. Der Duft ist balsamisch und Bestandteil vieler Parfums. Gewonnen wird das Öl aus dem Harz des Benzoebaums.
Ein sehr angenehmes, unaufdringliches und warmes Aroma. Mit einem Hauch von Orient. Benzoeöl wirkt angstlösend und schmerzstillend. Das Öl ist hautverträglich und kann meist pur aufgetragen werden. Ein Tropfen genügt schon.
Benzoe war schon im alten Babylon Parfumbestandteil und Wirkstoff in Heilsalben.
Die Sumatra Benzoe riecht im Vergleich zur Siam-Benzoe deutlich süßer.
Der Duft der Entspannung
Lavendelöl, Kamille und Muskatellersalbei: diese Öle enthalten einen hohen Esteranteil und haben beruhigende, krampflösende und entzündungshemmende Wirkung.
Tipp: Falls du kein Lavendel- oder Kamillearoma magst, ist Muskateller eine gute Alternative. Das sehr intensive Aroma kann durch eine 3:1 Mischung mit einem Basisöl mildern.
Und wie bei allem anderen gilt auch in der Aroma-Akupressur: ausprobieren und kritisch bleiben. Das alleinige Wundermittel wurde noch nicht gefunden. Noch nicht 😉