Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Zero-Waste (Null-Abfall) sind in der Kosmetik angekommen. Nicht nur rund um die Verpackung, auch bei der Auswahl der Inhaltsstoffe sind pragmatische Lösungen gefragt. Ökologische Wirkstoffe, weniger Abfälle und insgesamt ein achtsamer Umgang mit den wertvollen Ressourcen.
Richtungsweisend ist das Beauty-Upcycling, das Weiterverarbeiten von Nebenprodukten und Produktionsabfällen. Zum Beispiel zu Extrakten, Körperölen, Peelings oder Emulsionen. Und als Basis für originelle Behandlungskonzepte. Denn was klingt mehr nach Wellness als ein sanftes Körperpeeling aus Kaffee- und Walnussmehl, eine Körpermassage mit angewärmtem Granatapfelöl, abgerundet mit einer Packung aus hautstraffenden Kakao- und Kastanienextrakten? Sie sehen, Beauty-Upcycling macht Lust auf mehr:
Körperöle aus Früchten und Nüssen
Upgecycelte Beauty-Öle werden aus Obstkernen, Schalen, Fruchtfleisch oder Nüssen gewonnen. Alles Nebenprodukte der Wein-, Marmelade, Kompott- oder Fruchtsaftherstellung. Mandeln und Nüsse kommen als sogenannte Bruchware zum Upcycling. Für den Handel sind sie entweder zu klein, zu unförmig oder schon beschädigt. Für die Ölpressung gar kein Problem: Sie eignen sich wunderbar für Körperöle wie Aprikosenkernöl, Granatapfelkernöl, Walnussöl oder auch Sanddornfleischöl.
Pflege- und Massageöle aus recycelten Rohstoffen:
Peeling aus gepressten Kernen
Bei der Ölpressung fallen wieder Rückstände an. Diese können im nächsten Schritt zum Beispiel zu Mandel-, Walnuss- oder Aprikosenkernpulver weiterverarbeitet werden. Als Basis für Packungen oder Peelings. Ganz besonders edel und hautschonend sind gemahlene Oliven- und Argankernpulver.
Kreatives Fruchtpeeling gewünscht? Was halten Sie von gemahlenen Fruchtsamen von Erdbeeren und Kiwis? Diese lassen sich in Peelingemulsionen einarbeiten und sorgen darüber hinaus noch für schimmernde Effekte.
Das geht auch mit gemahlenen Zitronen- oder Orangenschalen. Einige Rohstofflieferanten bieten bereits Upcycling-Inhaltsstoffe an – andere lassen sich im Alltag einfach selbst herstellen.
DIY: Die Schale einer Bio-Orange fein abreiben und mit Mandelöl mischen.
Konzentrate aus Fruchtfleisch und Blättern
Neben kosmetischen Ölen und Pulvern werden aus aussortierten Fruchtfleisch, Blättern und Samen richtige Power-Extrakte gewonnen, zum Beispiel:
Beauty-Upcycling aus Lebensmittelabfällen
Avocados sind beliebte Lebensmittel – mit umstrittenen ökologischen Folgen. Weil der Markt einwandfreie Früchte wünscht, landen beschädigte und überreife Avocados auf dem Müll. Unter dem Markennamen Avocado Perseose® existiert nun ein barriereaffines und nachhaltig produziertes Produkt zur Pflege sensibler Babyhaut.
Upcycling-Spitzenreiter: Kaffee
Das bekannteste Upcycling-Beautyprodukt ist der Kaffeesatz bzw. das Kaffeeöl. Kaffeeöl aus gepresstem Kaffeepulver enthält jede Menge Linolsäure und Antioxidantien. Es kann die Hautbarriere stabilisieren und die Kollagenproduktion aktivieren. Und weil das so gut klingt, noch ein kleiner Hinweis: Getrockneter Kaffeesatz als Peelingpulver lässt sich super selbst herstellen.
Kosmetik aus der Kakaobohne
Kakao und Schokolade schaffen Wellnessmomente von innen – und sind Highlights exquisiter Wellness-Programme. Beschädigte Kakaobohnen werden seit Kurzem im Rahmen des CORNET Projektes (Collective Research Networking) weiterverwendet – für Reinigungsprodukte und Kosmetika.
Kakaofrüchte, die durch bestimmte Pilze verändert wurden, liefern die Basis für eine ganz besondere Kakaobutter. Aufgrund ihres Schmelzverhaltens und ihrer Quelleigenschaften kann sie als natürlicher Gelbildner in der Naturkosmetik eingesetzt werden. Außerdem lassen sich polyphenolhaltige Auszüge mit entzündungshemmenden und hautschützenden Eigenschaften aus der Bohne gewinnen.
Duftende Extrakte aus der Möbelindustrie
Neben Lebensmitteln werden auch Abfälle der Möbelindustrie wie Rinden oder Holzspäne für das Beauty-Upcycling genutzt. Ätherische Öle wie Zedernöl oder Vanillearomate sind Bestandteile von Parfüms. Und Extrakte aus Olivenbaumblättern aus der Olivenölherstellung dienen als Feuchtigkeitsspender.
Ganz so einfach ist das Upcycling pflanzlicher Nebenprodukte für die Industrie noch nicht. Herstellungsprozesse müssen angepasst werden, außerdem ist es eine logistische Herausforderung. Und: Upcycling lässt sich schlecht planen. Die Qualität der Produkte ist immer wieder unterschiedlich. So werden geeignete Extraktionsverfahren benötigt, um die gewünschten Inhaltsstoffe auch wirklich zu gewinnen. Und natürlich gilt es auch hier, die ökologischen Auswirkungen der gesamten Wertschöpfungskette zu berücksichtigen. Damit das Upcycling eine nachhaltige Alternative bietet und Ressourcen schafft.