Sie werden in der ästhetischen Medizin und Kosmetik aktuell heiß diskutiert: Exosomen. Diese winzigen biologischen Transportvehikel gelten als Revolution und Gamechanger und könnten, wenn man den Versprechungen der Hersteller glaubt, die Hautalterung nicht nur aufhalten, sondern sogar umkehren. Doch wie viel Substanz steckt hinter diesem Hype?
Was sind Exosomen?
Exosomen sind mikroskopisch kleine Vesikel (30–120 Nanometer), die von nahezu allen Zellen des Körpers abgesondert werden. Sie enthalten Proteine, RNA-Moleküle, Wachstumsfaktoren und Nukleinsäuren und dienen als Kommunikationsmittel zwischen Zellen. Je nach Zusammensetzung erfüllen sie verschiedene Funktionen.
In der ästhetischen Medizin und Kosmetik stehen insbesondere pflanzliche Exosomen im Fokus.
Mit zunehmendem Alter nimmt die körpereigene Produktion von Exosomen ab. Mit weitreichenden Folgen für die Haut: Faltenbildung, Elastizitätsverlust und eine verminderte Widerstandskraft. Diese Effekte sind zwar dem Zusammenspiel mehrere physiologischer Prozesse geschuldet, dennoch können Exosomen die Zellregeneration und -reparatur in besonderer Weise unterstützen und sogar entzündungshemmend wirken.
Wie werden Exosomen gewonnen?
Die Gewinnung von Exosomen erfolgt hauptsächlich durch Ultrazentrifugation. Auf diese Weise werden die Vesikel aus Flüssigkeiten isoliert. Alternativ kommen chromatographische Methoden zum Einsatz, die auf der Größe der Partikel basieren.
Alles neu?
Ganz so neu sind Exosomen in der Kosmetik nicht. Sie wurden nur bisher nicht als solche benannt. Entscheidend ist hier das Herstellungsverfahren. Viele Pflanzenextrakte, vor alle solche die per Hochdruckhomogenisierung weiter verarbeitet wurden. enthalten auch Exosomen. Ein Bespiel hierfür sind Liposome.
Anwendungen in der Kosmetik und Medizin
Exosomen finden bereits in verschiedenen Bereichen der Kosmetik und ästhetischen Medizin Anwendung:
- Anti-Aging: Behandlung von Falten, Elastizitätsverlust und atrophischer Haut.
- Hyperpigmentierungen: Ausgleich eines unregelmäßigen Hautbilds.
- Akne und Narben: Unterstützung der Hautregeneration bei problematischer Haut.
- Haarregeneration: Förderung des Haarwachstums bei dünner und lichter werdender Kopfbehaarung.
Besonders interessant ist die Fähigkeit der Exosomen, tief in die Haut einzudringen – und das ganz ohne zusätzliche Geräte wie Ultraschall. In der ästhetischen Medizin werden sie zudem minimalinvasiv eingesetzt, häufig in Kombination mit Needling, Radiofrequenz- oder Lasertherapie.
Einige Praxen setzen Exosomen zusammen mit dem PRP-Lifting ein, in diesem Fall werden diese aus Eigenblut gewonnen und aufbereitet.
Ein weiterer Bereich ist die Haarregeneration. So sollen Exosomen, kombiniert mit dem Mikroneedling die Aktivität der Haarfollikel fördern und das Haarwachstum bei dünnem und lichtem Haar anregen.
Studienlage: Was wissen wir?
Die wissenschaftliche Basis ist vielversprechend, aber noch ausbaufähig. Studien deuten darauf hin, dass Exosomen aus pflanzlichen Stammzellen die Kollagenproduktion anregen und die Hautstruktur verbessern können. In der Haarregeneration bleibt jedoch abzuwarten, ob pflanzliche Exosomen ebenso effektiv sind wie andere Methoden.
Exosomen im Kosmetikinstitut
Für die kosmetische Praxis eröffnen sich durch die Anwendung von Exosomen neue Möglichkeiten. Ihre Fähigkeit, die Hautbarriere zu durchdringen, macht sie ideal für personalisierte Behandlungen. Je nach Formulierung (z. B. Seren, Konzentrate, Emulsionen) könnten sie die Hautstruktur, den Hautton und sogar Hyperpigmentierungen verbessern. Besonders reife Haut könnte von diesen innovativen Wirkstoffen profitieren.
Durch die Kombination mit Technologien wie Ultraschall, LED-Lichttherapie oder Radiofrequenz lassen sich die Effekte noch verstärken. Beispielsweise könnten Exosomen in Verbindung mit anderen Wirkstoffen wie Peptiden oder Wachstumsfaktoren eingesetzt werden, um synergistische Effekte zu erzielen.
Innovative Ansätze und Ausblick
Die Forschung zu Exosomen steckt noch in den Kinderschuhen, doch erste Ideen zeigen das Potenzial:
1. Exosomenangereicherte Masken: Mikro- und Nanofasern könnten Wirkstoffe gezielt über einen längeren Zeitraum freisetzen.
2. Hydrogele für Problemzonen: Zur Hydratation, Regeneration oder als Augenpflege.
3. Immunmodulierende Pflege: Zur Beruhigung empfindlicher Haut, z. B. bei Rosazea.
4. Synergien mit Peptiden: Verstärkte Zellproliferation und Kollagenbildung.
Fazit: Exosomen, wirklich eine Revolution?
Exosome haben zweifellos das Potenzial, die Anti-Aging-Behandlungen in der ästhetischen Medizin und Kosmetik zu bereichern. Ihre Fähigkeit, als natürliche Transportvehikel zu fungieren und biologische Informationen zwischen Zellen zu übertragen, eröffnet innovative Ansätze in der Hautpflege. Allerdings: Exosomen in pflanzlichen Extrakten sind per se keine Neuheit; teilweise werden diese erst durch modernes Marketing neu positioniert.
Hier ist ein fundiertes Verständnis der tatsächlichen Wirkmechanismen von Exosomen entscheidend. Es gilt, zwischen wissenschaftlich belegten Vorteilen und Marketingaussagen zu differenzieren.
Zusammenfassend sind Exosome ein spannendes Feld mit vielversprechenden Möglichkeiten. Dennoch sollten sie nicht als Wundermittel betrachtet werden. Ein kritischer und informierter Ansatz ist unerlässlich, um ihren tatsächlichen Nutzen in der Hautpflege zu bewerten und anzuwenden.
Original-Veröffentlichung: Fachbeitrag im Beauty Forum 9/2024 (Autorin Elke Klein)