Ferulasäure: Wirkverstärker in modernen Rezepturen

Kosmetikanwendungen mit Ferulasäure

Gerade habe ich einen Beitrag für das Beauty Forum zum Thema Ferulasäure verfasst – da wird fast parallel dazu der Wirkstoff bei einem “meiner” Hersteller-Workshops thematisiert. Unabhängig voneinander. Aber nicht zufällig. Denn das Potenzial der Ferulasäure wird derzeit neu bewertet, insbesondere im Zusammenspiel mit anderen Komponenten. Sie ist kein neuer, aber einer der Schlüsselwirkstoffe moderner Cosmeceuticals. Ein kleiner Überblick über Herkunft, Wirkung und Anwendung. Die Lesezeit? Nur 5 Minuten:

Pflanzlich, biochemisch, hautschützend

Für ihre industrielle Nutzung wird die Ferulasäure entweder direkt aus pflanzlichem Material extrahiert, etwa durch alkalische Hydrolyse oder enzymatische Verfahren, oder aus zum Beispiel Reiskleieölen isoliert. Oder, eine moderne und nachhaltige Variante, per Fermentation durch Mikroorganismen.

Für die kosmetische Wirkung der Ferulasäure sind das hohe antioxidative Potenzial (Radikal- und damit Hautschutz) sowie ihre Fähigkeit zur UV-Absorption ist die phenolische Struktur von Bedeutung.

Doppelte Schutzfunktion: Antioxidativ & UV-absorbierend

Ferulasäure (INCI-Bezeichnung: Ferulic Acid) wirkt zweifach:

  • Antioxidativ, neutralisiert freie Radikale, die z. B. durch UV-Strahlung, Umweltbelastung oder Stress entstehen und schützt somit die Zellstrukturen.
  • UV-aktive Substanz absorbiert die UV-A- und UV-B-Strahlen und verhindert so die Lipidperoxidation; die schädliche Veränderung von Zellmembranen durch Sonnenlicht.

Kurz: ein “Schutzschild” gegen lichtbedingte und vorzeitige Hautalterung. Und: Ferulasäure soll die Aktivität proinflammatorischer Enzyme wie Cyclooxygenase-2 (COX-2) und Matrix-Metalloproteinasen (MMPs) hemmen. Das klingt kompliziert, bedeutet aber, dass sie hautberuhigend und strukturaufbauend wirken kann. Mit Anti-Aging-Effekten auch bei empfindlicher Haut.

Synergien

WirkstoffkombinationKombinationsvorteilAnwendungsgebiete
Vitamin C + EStabilisierung, erweiterter antioxidativer SchutzAnti-Aging, Lichtschutz
ResveratrolZellregeneration, Schutz bei oxidativem StressRegeneration, Anti-Pollution
NiacinamidBarriereaufbau, entzündungshemmendEmpfindliche, gereizte Haut
HyaluronsäureFeuchtigkeit + oxidativer ZellschutzReife, dehydrierte Haut
PanthenolBeruhigung, EntzündungshemmungIrritierte, sensible Haut
Retinal (Retinaldehyd)Reduziert Reizpotenzial, erhöht VerträglichkeitRetinoidtherapie, Anti-Aging
AzelainsäureTyrosinasehemmung, antimikrobiellRosazea, Hyperpigmentierung, unreine Haut
Zink PCATalgregulierend, antientzündlichSpätakne, seborrhoische Haut
TranexamsäureAufhellend, synergistisch bei PigmentstörungenMelasma, UV-bedingte Pigmentierungen
BakuchiolRetinol-Alternative, zellstimulierendReizfreie Anti-Aging-Pflege
KoffeinAbschwellend, durchblutungsförderndAugenpflege, müde Haut

In der Praxis: Formulierungsbeispiele

Ferulasäure kommt hauptsächlich in Produkten zum Einsatz, die auf antioxidativen Schutz, Lichtschutz und Regeneration (Hauterneuerung) abzielen. Typische Formulierungen sind:

  • Seren mit Vitamin C/E zur antioxidativen Hautpflege, insbesondere bei lichtbedingter Hautalterung.
  • Emulsionen und Cremes, kombiniert mit barrierestärkenden Substanzen wie Ceramiden oder Niacinamid. Für die empfindliche oder zu Rötungen neigende Haut.
  • Konzentrate oder Ampullen, auch für die unterstützende Hautpflege bei apparativen Behandlungen wie Microneedling, Ultraschall, Microdermabrasion oder Laser.
  • Aufhellende Pflegeprodukte, zum Beispiel in Kombination mit Azelainsäure, Niacinamid oder Tranexamsäure.
  • Zur unterstützenden Hautpflege bei postinflammatorischer Hyperpigmentierung (PIH) (ärztliche Beratung erforderlich)
  • Bei einer Neigung zu Couperose und Rosazea: Kombination mit Niacinamid kann sinnvoll sein.
  • In der dermatologischen Hautpflege bei Barriereschäden (periorale Dermatitis, Spätakne etc.)

In liposomalen Systemen oder pH-kontrollierten Emulsionen bleibt Ferulasäure deutlich stabiler.

In der apparativen Kosmetik (auch kosm. Medizin)

Der Wirkstoff wird auch in der kosmetischen Medizin eingesetzt. Auch hier als Verstärker, in Verbindung mit weiteren Wirk- und Inhaltsstoffen. Zum Beispiel im Rahmen folgender Anwendungen:

  • Cold Plasma-Therapie:
    Antioxidative Wirkung nach Plasmaanwendungen. Die Anwendung direkt nach der Behandlung könnte die Geweberegeneration unterstützen.
  • LED-/Lichttherapie-Begleitung:
    Vor allem bei rotem oder nahinfrarotem Licht können Ferulasäure-haltige Produkte die durch Photobiomodulation angestoßenen Zellprozesse antioxidativ flankieren, ohne die Lichtabsorption negativ zu beeinflussen.
  • Hydrodermabrasion:
    In Geräten mit Wirkstoffinfusion. Dank ihres leicht sauren pH-Werts lässt sich Ferulasäure grundsätzlich gut in wasserbasierte Antioxidantienlösungen integrieren.
  • Mesoporation (elektrophoretische Einschleusung):
    Ferulasäure in liposomaler Form kann prinzipiell gut über Mesoporation in tiefere Hautschichten transportiert werden. Zum Beispiel bei lichtbedingter Atrophie oder UV-Schäden.
  • Post-Bio-Needling oder PRX-T33-Anwendungen:
    Ferulasäure wirkt hier nicht nur beruhigend, sondern reduziert durch ihre Tyrosinasehemmung das Risiko postinflammatorischer Hyperpigmentierung. Wirkt also gegen Pigmentflecken.

In der medizinischen Kosmetik

  • nach fraktionierten Laserbehandlungen,
  • im Rahmen von Post-Peel-Recovery-Produkten,
  • als antioxidativer Komplex in professionellen Sonnenschutzsystemen,
  • oder in der Hautpflege bei entzündlichen Hautbildern mit oxidativem Stress.

Deshalb:

Ferulasäure ist mehr als ein Antioxidans: Sie ist ein molekularer Verstärker etablierter Anti-Aging-Wirkstoffe. Sie schützt vor den schädigenden Folgen von UV-Strahlung, kann zellregenerierend (und damit hautaufbauend) und beruhigend wirken. Alles in allem also ein vielseitiger Wirkstoff in der modernen Naturkosmetik, der medizinischen Kosmetik (Dermatokosmetik), eine Komponente für Cosmeceuticals und im Rahmen kosmetischer Anwendungen.

Literatur (Auswahl):

  • Pluemsamran, T., Onkoksoong, T., Panich, U. (2018). Antioxidant properties of ferulic acid and its application in skin care. Journal of Dermatological Science.
  • Lin, F. H., et al. (2005). Ferulic acid stabilizes a solution of vitamins C and E and doubles its photoprotection of skin. Journal of Investigative Dermatology, 125(4), 826–832.
  • Sahu, A., Rawal, N., Dureja, H. (2019). Ferulic acid: a promising therapeutic phytochemical for skin protection. International Journal of Cosmetic Science, 41(4), 317–325.
  • Mukherjee, P. K., et al. (2024). Ferulic Acid in Dermocosmetics: Stability, Mechanism and Clinical Potential. Molecules, 29(1), 56.

Beitrag aus dem Beauty Forum zum Download

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